Kritik

Satirisches Gedicht

Einkaufsbummel in der DDR (Quelle Andreas R.)

Ich ging einmal ganz einfach so,

hinein in die Textil HO.

Ich dachte bei den kalten Wintern,

kaufst dir was warmes für den Hintern.

Ne´ Unterhose, eine lange,

suchte ich vergeblich auf der Stange.

Doch dafür standen hundert Mann

nach buntem Bettzeug an.

 

Ein Stückchen weiter um die Ecke, 

wollt jeder für den Tisch ne´ Decke.

Dann war da noch ein dritter Stand,

da gab es keine Tücher für die Hand.

Auch Schlafanzüge gab es keine,

ich mußt ins Bett mit nackten Beinen.

Selbst Kniestrümpfe für meine Waden,

warn ausverkauft in diesem Laden.

 

Zum Fotostand ging ich dann hin,

doch im Regal war wenig drin.

Es gab kein Film und kein Papier,

Verkäuferinnen aber vier.

Da dacht ich, kaufst für deine Frau,

´nen goldnen Ring, das wär ne´ Schau.

Es gab zwar Schmuck und viel Geflimmer,

doch goldne Ringe gab es nimmer.

 

Nun wollt ich mir noch Lichter holen,

doch gab es nicht mal Einlegsohlen.

Nun ging ich in den Schlauch, den schmalen

und stand vor tollen Blechregalen.

Ich suchte ziemlich, sogar sehr,

´ne Multimax mit Zubehör.

 

Auch für die Laubsäge ein paar Blätter,

zum Basteln bei dem miesem Wetter.

Ein Bohrer vorn mit Hartmetall,

suchte ich vergebens in dem Stall.

Auch Einbauschlösser, solche kleine,

da gab es hier schon lange keine.

Selbst ein paar Schrauben für das Holz,

wär die Verkäuferin schon stolz.

 

Mit leerem Korb ging ich hinaus,

zu Bliedung, gleich ins Nebenhaus.

Dort gibt es Schnaps und was zu Rauchen,

nur Füllfix nicht, was viele brauchen.

 

Da ich mein ganzes Geld noch hat,

rannte ich noch schnell zur Innenstadt.

Hinüber in das Autohaus,

dort quoll schon eine Schlange raus.

Nach dem ´ne weile ich dort stand,

hat ich ein Körbchen in der Hand.

Ich suchte nun mit frohem Mute,

´ne Batterie, ´ne gute.

Es gab gar keine welch ein Gram,

da fragt ich ob sie Reifen ham.

Die sind seit Wochen nicht am Lager,

sie einfältiger naiver Frager.

Wenn sie jetzt noch nach nem Auspuff fragen,

platzt mir vor Freundlichkeit der Kragen.

 


Nun ging ich in den Volkskunstladen,

wollt ´ne Pyramide haben.

Doch nicht zu Weihnachten, Herr Meier,

da gibt es bei uns nur Ostereier.

Kein Nussknacker, kein Räuchermannel,

ach du lieber Volkskunsthandel.

 

Es war nun fast halb sechse schon,

ich ging noch schnell zu Bild und Ton.

Ein Farbfernseher war mein Traum,

doch selbst Schwarz – Weiße gab es kaum.

Von Bandgeräten ganz zu schweigen,

man konnte mir nicht eines zeigen.

 

Zuletzt ging ich ins Delikat,

den Saucenladen hier im Staat.

Dort kaufte ich für´s ganze Geld,

was meim Magen so gefällt.

Ne Flasche Schnaps für Fünfzig Mark,

Vanillesoße für den Quark.

Von Lippy´s feine klare Brühe

und Instand – Tee mit etwas Mühe.

Auch noch zwölf verschiedene Soßen

und Goldnußpärchen so zum kosen.

Trink – Fix, Pudding und auch Tee,

zum Kaffee noch nen Schlagfixschnee.

So füllte ich schnell meine Taschen

mit Päckchen, Dosen und auch Flaschen.

 

Die Geldbörse war endlich leer

und Vater Staat bedankt sich sehr.

Ich ging nach Haus mit Schnaps und Soßen,

doch ohne lange Unterhosen.

 

 

 


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Unzufriedenheit und Widersinn

Während in der alten DDR Mangelwirtschaft herrschte, wurden Qualitätsprodukte ins kapitalistische Ausland exportiert. Die Produkte wurden unter Wert zu Dumpingpreisen, zum Beispiel an Versandhäuser in der BRD, geliefert. Die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken sahen, dass die von Ihnen hergestellten Produkte ins kapitalistische Ausland exportiert wurden, während diese in der alten DDR für die eigene Bevölkerung nur teilweise zur Verfügung standen. Das löste Unzufriedenheit aus.

Um die Exportgüter herzustellen, wurden auch Gefangene als Arbeiter/innen eingesetzt. (Stichwort: "Ikea"). Dies war Anlass für eine antikommunistische Kampagne. Dabei ist ein wichtiger Aspekt verlorengegangen. Es mussten auch Gefangene, die wegen Republikflucht einsaßen, im Auftrage des kapitalistischen Auslandes arbeiten. Das ist widersinnig. Wie sollten sie da einsehen, dass sie mit dem versuchten illegalen Verlassen der DDR ihrem Land Schaden zufügten? Bei diesem Arbeitseinsatz gab es für die Gefangen keinen Lernprozess und keine Schadensgutmachung. 

Nach Verbüßung ihrer Strafe wurden die Betroffenen unter diesen Umständen eher ermuntert, erneut zu versuchen die DDR illegal zu verlassen, anstatt über ihre Tat nachzudenken und zu dem Schluss zu kommen, dass es besser wäre in der DDR zu bleiben.

 

Petra Reichel

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Gastbeitrag von Tom Roter

Besser kein Handel mit kap. Ländern getätigt?

Manchmal denke ich, es wäre am besten gewesen, wenn die soz. Staaten keinerlei Handel mit den kap. Ländern getätigt hätte und alle Verbindungen abgebrochen worden wären ( außer das "rote Telefon") Wenn man Sozialismus aufbauen will, darf man sich nicht am kap. Model orientieren.Zum Einen: Haben die Geschäfte mit kap. Ländern, nicht in Wahrheit eher den kap. Ländern genutzt und den soz. Staaten geschadet? Im Westen hat man mit wenig Geld seinen Warenkorb füllen können und die soz. Staaten haben nicht das erlöst, was sie investierten, in diese Waren. Man hat seine Seele an den Teufel verkauft, im Glauben von diesen Geschäften zu profitieren. Besser wäre gewesen, man hätte erste Qualität zum Maßstab im Handel unter den soz. Staaten gemacht, statt 1a Qualität für den Westen und 2. Wahl für den Bruderstaat.

Tom Roter

 

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Mangelhaftes Telefonnetz

Welche Gründe es auch haben mag, dass die DDR mit dem Telefonnetz der 1920er Jahre auskommen musste, so darf man nicht in Nostalgie verfallen und schwärmen, wie schön es doch war, dass sich die Menschen öfter persönlich getroffen hätten, weniger Stress war, man der Zeit der Postkarten und Telegramme nachtrauert....

Man bedenke Notsituationen. ein Horror, wenn kein Telefon in der Nähe war, um einen Notruf abzusetzen. 

Und überhaupt, ein moderndes Industrieland muss ein modernes Kommunikationssystem haben. 

Wenn die DDR überlebt hätte und Internet gekommen wäre, wie hätte die DDR das gelöst, wenn "Normalbürger/innen" nicht mal ein Telefon hatten? Vom (schnellen) Internet ganz zu schweigen. Ob dann die DDR zusammengebrochen wäre? Diese Frage ist Spekulation aus dem Bereich "Geschichte - Was wäre wenn?" Aber wir müssen uns vor Augen führen, dass es in der Gegenwart und Zukunft ohne moderne Netze für Telefon und Internet nicht geht. 

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Gastbeitrag von Jens Bohlke

Gelähmt agierende Weisungsabwartende an Basis der SED

Bildquelle: Wenn Chefs Phrasen dreschen
Bildquelle: Wenn Chefs Phrasen dreschen

Ich  war stets in Agitprop aktiv ohne SED-Mitgliedschaft und übernahm als Parteiloser (!) beispielsweise den Politunterricht in unserer Kompanie Fernschreiber/Funker der Hauptnachrichtenzentrale in Strausberg, wo wir direkt im MFNV eingesetzt waren ... also in einem Schlüsselbereich, was sich heutzutage HEAD OFFICE neudeutschusamerikanisch nennen würde ... in die SED ging ich 1985 und war nur noch schwer entsetzt über diesen an der Basis doch recht gelähmt agierenden Haufen von -sorry- selbstbefriedigend daher lamentierenden und phrasenden Einschläfern und gehorsamen Weisungsabwartenden, denn das Eigendenken war erschreckend abgeschafft unter den Mitgliedern und nur wenige trauten sich mal, den Mund aufzumachen und die Obrigkeit mit Fragen nach dem WIE WEITER BITTE Mitte der 1980er Jahre zu konfrontieren ... unverzeihlicherweise ging ich Gorbatschow damals auf den Leim, was ich mir nie verzeihen werde ... also bei aller Kritik muß ich mich auch sehr an die eigene Nase fassen!“

 

Jens Bohlke

 

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Was in der Neu-DDR besser werden muss

Bildquelle: Digital Poster Collection
Bildquelle: Digital Poster Collection

Auf jeden Fall müsste gewährleistet sein, dass die Führungsspitze nicht überaltert und für Nachwuchs aus den Reihen der Arbeiterklasse gesorgt ist. Das Band zwischen Führung und Arbeiterklasse darf nicht reißen. Für Krisen(-zeiten) muss Vorsorge getroffen werden. Z. B., dass eine geschäftsführende Regierung eingesetzt wird, wenn es zur (Regierungs-)Krise, bzw. Handlungsunfähigkeit kommt. Damit Zeit ist für die Staats- und Parteiführung sich neu zu sortieren.

 

Petra Reichel

 

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Gastbeitrag von Karl-Heinz Schulze

Herzlose und arrogante Bürokratie

Bildquelle: BZ Berlin.de
Bildquelle: BZ Berlin.de

Die vielfältigen Erfahrungen der werktätigen Massen mit Bürokratie, auch wenn sie sich sozialistisch nennt, mit Herzlosigkeit und Arroganz oder den berühmten Spruch auf der Zunge, "wir sitzen am längeren Hebel" waren die ersten Symptome der Krankheit welche sich Revisionismus nannte. Man lese den Junge Welt Artikel von Heute "Ende einer Großmacht" gewissenhaft durch und vergleiche mit den eigenen Erfahrungen mit den "kleinen Möchtegern Erich Honeckers". Fazit, wir die Arbeiterklasse waren nicht wachsam genug, denn wer hatte die Redseligkeit der Parteisekretäre je angezweifelt. Auch ich nicht, obwohl Wespennester .... einmal reinbohren und du wirst von Heerscharen gepikst.

 

Karl-Heinz Schulze

 

 

 

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Aufnahmeheim Röntgental

Im Aufnahmeheim Röntgental wurden Bürger/innen der BRD und Westberlins untergebracht, die in die DDR übersiedeln wollten.

Das Aufnahmeheim Röntgental war dem Innenministerium der DDR unterstellt.

MfS und Kriminalpolizei arbeiteten dort gleichermaßen. Sie hatten die Aufgabe die DDR vor Kriminellen, Spionen und Saboteuren zu beschützen.

 

Das Heim geriet derart außer Kontrolle, dass die eigentlichen Aufgaben der Kriminalpolizei und des MfS in den Hintergrund traten. Die Kriminalbeamten und MfS-Angehörigen agierten als Sozialdedektive. Ein weiterer Machtfaktor waren die Kulturfrauen. Sie waren Aufsichtspersonen und Sozialarbeiterinnen in Personalunion. Hauptthema der Befragungen war Arbeit und Beruf. Es wurden neoliberale Maßstäbe angelegt. So waren Arbeitslose aus kapitalistischen Ländern( hier BRD und Westberlin) an ihrer Situation selbst schuld. Sich gegen kapitalistische Willkür wehren, wurde als Arbeitsunwilligkeit ausgelegt.  Es wurde so getan, als gäbe es weder in der DDR, noch in der BRD(Westberlin) Arbeitsrecht. Das steht im Widerspruch dazu, dass das Arbeitsrecht der DDR vorbildlich war (ist).

 

Das Aufnahmeheim Röntgental vermittelte ein Bild von der DDR, wie in der antikommunistischen Propaganda.

 

Die meisten Übersiedlungswilligen wurden wieder in die BRD, bzw. nach Westberlin, abgeschoben. Durch den psychologischen Druck seitens des Heims, waren die meisten traumatisiert oder zumindest desorientiert. Sie waren eine leichte Beute für unseriöse Journalistinnen und Journalisten und/oder westliche Geheimdienste.


Petra Reichel

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